Jahre 1685 sich die Neustadt bedeutend verschönerte, wollte man auch das alte Rathaus durch ein stattlicheres Gebäude ersetzen. Die Pläne zum Neubau wurden im Jahre 1732 begonnen, da der Kurfürst Friedrich August I. dem Rate zur Erbauung einer neuen Kirche und eines Rathauses einen Beitrag von 50 000 Talern bewilligt hatte.
So beschloß man, das alte Rathaus abzubrechen und an die Stelle des alten Gewandhauses und der Fleischbänke ein neues Gebäude für Ratszwecke zu setzen. Hierzu sollte die an dem Schulgäßchen gelegene, angrenzende Bölauische Brandstelle vom Rate erworben werden. Die Ausführung verzögerte sich jedoch noch längere Zeit, erst am 28. April 1750 wurde der Neubau vom Ratsmaurermeister Johann Christoph Berger und dem Ratszimmermeister Winkler begonnen. Der Bau schritt nun sehr rasch vorwärts, schon nach zwei Jahren konnte der eine Flügel bezogen werden, und am 6. Juni 1754 wurde der Turm mit Knopf und Fahne bekrönt. Das neue Rathaus hat vier Geschosse und Dachausbau. Im ersten Stock nach dem Markte befanden sich die Gerichtsstuben und Säle, nach der Hauptstraße die Gewandsäle, die Amtszimmer und einige Wohnungen. Das Erdgeschoß enthielt die Fleisch- und Brotbänke, die Chaisenbehältnisse und den Ratskeller. Es ist durchgängig mit Kreuzgewölben überdeckt. Die Kosten des Baues betrugen 49 413 Taler, 2 Groschen und 101/2 Pfennige.
Die Schauseiten des neuen Rathauses (Taf. II) sind einfach gehalten, aber von guter Wirkung. Die beiden, durch Verdachungen über den Fenstern herausgehobenen Vorlagen haben giebelartige Dachaufbauten, der Segmentgiebel an der Hauptstraße trägt die Inschrift:
FRIDERICI AVGVSTI REG. POL.
ELECT. SAX. PATRIS PATRIAE OPT. PII FEL.
HANC CVRIAM EXTRVXIT SENATVS DRESD.
Die abgeschrägte Ecke des Rathauses nimmt im unteren Teile ein Brunnen mit zwei Figuren und einem Wassertrog ein. Er ist als ein Schmuck des Neustädter Marktes zugleich mit seinem Gegenstück an dem Hause Hauptstraße 2 in der Zeit des Rathausbaues entstanden, also besonders vom städtebaulichen Gesichtspunkte aus betrachtet,
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/33&oldid=- (Version vom 13.11.2024)