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reinigen. Wie im Innern des Hauses, so muß auch im Äußeren Zweckmäßigkeit und Sachlichkeit vorherrschen. Den Schmuck des Hauses sollen die Gediegenheit der Ausführung und die Güte der Baustoffe, nicht aber das Ornament oder architektonischer Formenkram bilden. In bürgerlichen Häusern früherer Zeiten und ländlichen Gebäuden finden wir die besten Beispiele für eine solche Architektur, die uns leider im letzten Jahrhundert verloren gegangen ist. Nicht in der italienischen Renaissance oder in nordischer Gotik sollen wir die Vorbilder für das deutsche Haus suchen, sondern in der schlichten und bodenständigen Bauweise unserer Väter aus der Zeit, als die Hausbaukunst noch vom Maurermeister und Handwerker ausgeübt wurde.

Den letzten Aufschwung nahm unsere bürgerliche Kunst in den Jahren nach 1813 im Biedermeiertum. Auf die höfische Kunst des Barock und Rokoko und die Anlehnung an das Altertum im Klassizismus folgte eine mit großer Kraft sich durchsetzende volkstümliche Kunst, die in der Malerei und Plastik, vor allem aber im bürgerlichen Wohnhause, seiner Innenausstattung, dem Hausgerät und der Kleidung zum Ausdruck kam. Diese Kunst war trotz ihrer Anklänge an die Antike durchaus heimatlich, da sie aus innerer Notwendigkeit entstand, getragen von einer nationalen Begeisterung durch die Erhebung des deutschen Volkes aus tiefer Erniedrigung. Die erst neuerdings zur hundertjährigen Wiederkehr der Befreiungskriege veranstalteten Jahrhundert-Ausstellungen haben gezeigt, wie harmonisch sich jene Kunst über alles, auch die alltäglichsten Dinge erstreckte, wie sie alles durchdrang und zu gemeinsamer echt deutscher Wirkung verband. Wir bewundern ebenso die kunstvoll gezimmerten Möbelstücke wie die zierlich gearbeiteten Schmucksachen und Schatullen und die weich geschwungenen Kragen und Spitzen der Kleider und entzücken uns an der Traulichkeit der Räume und dem stimmungsvollen Äußeren des Hauses. In allem drückte sich ein feiner Geschmack und eine hohe Kultur aus.

Bei der Betrachtung solcher Dinge erkennen wir, wieviel uns heute noch zu einer wahren Kunst fehlt, wie groß die Kluft ist, die uns heute von einer künstlerisch so hochstehenden Zeit trennt. Tief muß es bedauert werden, daß man sehr oft die letzten Reste dieser verfeinerten Kultur zerstörte, daß nur wenig Städte pietätvoll das vor dem

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Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/20&oldid=- (Version vom 11.11.2024)