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Zwischen 2 und 3 Uhr erwachte ich und hörte, daß die Tochter im Nebenzimmer auf sei und umeinander gehe. Ich ging hinüber und fragte, ob es ihr übel sei und ob sie Etwas verlange; sie sagte ja, es sei ihr übel und wenn sie nur sterben könnte. Sie verlangte hierauf Kaffee. Ich ging hinunter zur Mutter und sagte ihr, sie solle geschwind hinaufgehen, die Tochter sei so schlecht. Sie hängte ihre Kleider an den Arm und ging schnell, um den Lehrjungen zu wecken, damit er zum Arzt gehe. Während ich nun den Kaffee machte, war sie überoben, dann rief sie mir und sagte, sie wisse Nichts anzufangen, die Tochter liege schon am Ende. Die Mutter war sehr traurig und bleich wie eine Mauer; anfänglich konnte sie nicht einmal grinnen, was sie aber später that. Um 3 Uhr kam dann Hr. Doktor Jenny, aber die Tochter war schon todt. Die Mutter wollte die Leiche vor dem 5. Tag nicht aus dem Hause lassen, weil sie immer noch nicht glauben wollte, daß die Tochter wirklich todt sei. Die Mutter war lange traurig, weinte aber nicht vor den Leuten, sondern ging dann immer in ihr eigenes Zimmer.

Das Gleiche sagte der Knecht Bernhard Christen.

Etwas abweichend hingegen, namentlich was das Betragen der Eltern betrifft, lautet der Bericht des Arztes, Dr. Jenny, sowie derjenige des Ortspfarrers. Jenny erzählt: Als ich um Mitternacht gerufen wurde, war die Tochter schon todt. Etwa 1–—2 Jahr vorher war sie unwohl gewesen, was aber auf ihr Ende durchaus keine Beziehung haben konnte. Durch ein Examen brachte ich heraus, daß die Tochter Abends sich über Kopfschmerzen beklagt, dann im Zimmer sich erbrochen und wegen überhandnehmenden Leibschmerzen sich auf dem Boden herumgewälzt habe. Eine starke Ruhr soll zum Erbrechen getreten sein. Die Magd habe dieses der Mutter Buser

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Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)