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auch für solche Zwecke gebrauchen lasse. Ich glaubte das Vorgehen nicht und auf mein näheres Befragen gestund mir H. geradezu: daß das Gift für den Müller Buser, seinen Meister, bestimmt sei. Meine Antwort war: die Meisterin solle selbst kommen. Am andern Tag übergab des Müllers Knabe meinem Knaben, der nach Niederschönthal zur Fabrik ging, ein Brieflein von seiner Mutter an mich, worin sie mich ersuchte, das Mittel durch einen Knaben in die Mühle zu schicken und zum Vorwande ein Brod zu begehren. Ich schickte ihr Nichts; da kam sie am Sonntag Morgens vor der Kirche zu mir, rief mich in die Küche und fragte mich: warum ich ihr die Sache nicht geschickt habe. Ich: welche Sache? Sie: Hat nicht der Hans mit Euch geredt? Ich: Ja, er hat Gift gefordert, wollt Ihr so was machen? Sie: Ja, ich kann ja sonst Nichts machen, er sauft sich alle Tage voll und wir kommen zurück. Der Mann hat ja uns beide (sie und den Knecht) auch vergiften wollen. Nachdem ich ihr vorgestellt hatte, daß ich Nichts so habe und Nichts so gebe, versprach sie mir für 2 Jahre Mehl, dann 40-50 Dublonen, wenn ihr Mann in Folge des Gifts einmal weg sein werde. Sie glaubte es mit dem Geld erzwingen zu können. Ich wollte aber nicht und sagte ihr wüst. Ich drohte ihr auch, sie zu verzeigen, worauf sie erwiderte: that das, wir wollen dann sehen, wie es Euch ergeht! Ich hielt ihr obigen Brief vor und fragte: was steht darin? Sie erwiderte: Jedermann weiß, daß ich den Bandwurm habe, ich habe nur für dieses Medizinen gefordert. Endlich ging sie, sie hatte ihr Buch unterm Arm. In der Woche drauf brachte der Hans 40 Pfund Mehl von der Frau zum Geschenk, was ich aber nicht annahm, sondern 40 Batzen dafür bezahlte. Er drang neuerdings

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Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)