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erschwert, so dürfte doch auch für ihn zu beachten sein, dass die erste Hälfte des zwölften Jahrhunderts uns die Zeit bezeichnet; in welcher der Stand der Ministerialen nach verschiedenen Richtungen hin seine Befugnisse zu erweitern, seine bevorzugte, den Mangel der Freiheit ganz zurück treten lassende Stellung zu erringen wusste. Dahin gehört das Streben, das amtsweise Geliehene in erbliche Benefizien zu verwandeln,[1] womit ein Streben nach rittermässigem Leben Hand in Hand ging.[2] Reste unritterlicher Leistungen dürften in dieser Zeit durchweg beseitigt sein; es ist bezeichnend, wenn der Graf von Ahr um 1150 bei Feststellung der Rechte seiner Dienstmannen sagt: Debuerunt preterea servitium, ut suis aratris agros meos laborare facerent; sed pro meo et ipsorum honore hoc eis debitum remisi et in perpetuum remissum sit, ut in ceteris honestius serviant.[3] Und sagt um 1160 der Abt von Fulda, über die Uebergriffe der Grossen und Kleinen klagend: Et si aliquis eis contradicere vellet abbatum, ac iudiciali lege placitum faciens iusticiam ex eis exquirere cepisset, ingeniosa et callida argumentatione iuris sui, quod lehenreht nominant, anguis more de manibus elapsi, per amfractus sermonum sine suo discrimine diffugiunt,[4] so dürfte doch auch wohl zunächst an Ministerialen und an ein Streben, statt des Dienstrechts nach den günstigeren Satzungen des Lehnrechts beurtheilt zu werden, zu denken sein. Für die Bewegung, welche den Stand erfasst hatte, wird auch eine Stelle der Pölder Annalen zum J. 1146 zu beachten sein: Hoc anno res mira et hactenus inaudita in regno exorta est; nam ministeriales regni et aliorum potestatum non iussi ad colloquium sepius convenientes, inconsulto tam rege quam ceteris principibus iusticiam omnibus interpellantibus se iudiciali more fecerunt.[5]

In dieser Richtung wird nun noch ein anderes Verhältniss um so mehr zu besprechen sein, als es überhaupt in naher Verwandtschaft zur Lehre vom Heerschilde steht, nämlich die Unzulässigkeit

  1. Vgl. Nitzsch Vorarbeiten 1, 70. 245.
  2. Mon. Germ. 2, 161., vgl. oben S. 150.
  3. Lacomblet UB. 4, n. 624
  4. Böhmer Fontes 3, 166.
  5. Mon. Germ. 16, 82.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)