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I. Der schwarze Hund.[1]

In Budissin, vor dem äußern Lauenthore, unfern des Gasthauses zu den drei Linden, nicht weit von der Stelle, wo sich ehemals linker Hand der Rabenstein befand, entsteigt in der zwölften Nachtstunde, einer daselbst befindlichen Erdvertiefung ein großer, schwarzzottiger Hund mit Feueraugen, welcher durch’s Thor hinein, bis in die Gegend des Waisenhauses – manchmal noch weiter – seine Runde macht, dann zurückkehrt und am besagten Platze wiederum verschwindet. Der Stadt deutet seine Erscheinung allemal ein Feuerunglück an; indem man vor allen bedeutenden Bränden dieses Ungethüm bemerkt haben will.

Folgendermaßen wird sein Ursprung angegeben:

Im eilften Jahrhunderte, als die Lausitz noch Polen gehörte, lebte in dieser Provinz-Hauptstadt ein polnischer Graf von wüster, bestialischer Natur, mehr dem Heiden- als Christenthum ergeben, welcher nach damaliger edelmännischer Sitte und Brauch, Bürger und Bauern baß quälte, indem er sie für Vieh, bestimmt zur Frohn, hielt, sie nur Hunde nannte und nicht selten drohte, ihnen einen rothen Hahn auf’s Gehöfte zu setzen.


  1. S. Sachsens Volkssagen v. Widar Ziehnert. II. Bd. 3s Heft: Der feurige Hund von Budissin. N. 26. S. 233.