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nach und nach ward es ruhiger im Spiegel und stiller in der Tiefe; die Bilder verblaßten; das Wasser sank. Endlich war es ganz trocken im Brunnen, und eine Treppe wurde sichtbar, die auf vielen Stufen hinabführte. „Harret meiner nur eine kleine Weile,“ sagte der Zauberer zum alten Bischofe; „sogleich bin ich mit dem heiligen Bilde wieder bei Euch.“ Darauf stieg er die Treppe hinunter und verschwand am Ende durch eine kleine Thür unten im Brunnen. Es dauerte gar nicht lange so kam er zurück und trug das schwere Steinbild, das ganz grau und verwittert aussah, auf seiner Schulter. So wie er heraufstieg kam das Wasser langsam hinter ihm her, und als er oben war, stand es gerade wieder so hoch im Brunnen wie vor der Beschwörung. Ein unbeschreiblich angenehmer Duft ging von dem Muttergottesbilde aus, welches der Bischof sogleich mit eigenen Händen auf den Hochaltar stellte. Darauf fragte er den Fremden: „Sahest du denn sonst nichts, mein Sohn, von den köstlichen Schätzen, welche der Abgrund da verbirgt?“ Und der Fremde fing an zu erzählen von der Tiefe, wo Paläste von Gold und Burgen von Perlen stehen; wo in duftenden Gärten Demantblumen blühen; wo in

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Josef Seiler: Volkssagen und Legenden des Landes Paderborn. J. Luckhardt’sche Buchhandlung, Cassel 1848, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volkssagen_und_Legenden_des_Landes_Paderborn,_079.png&oldid=- (Version vom 11.5.2023)