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Ihr mir vergönnt, in dem von der Mutter Gottes gesegneten Lande wohnen zu dürfen. Nicht allein das sagte der Bischof dem bescheidenen Manne zu, sondern auch, daß er – der Fremde – der Nächste am bischöflichen Stuhle sein, und Reichthum und Alles in Fülle haben solle. Der Mann bat um drei Tage Vorbereitungszeit; dann wolle er sein schweres Werk beginnen. Am dritten Tage ging er mit dem Bischofe, der nun alle seine Munterkeit wieder erlangt hatte, in den Dom und schloß sich ganz allein mit ihm ein. Gerade als es Mittag war, stellten sie sich an den Rand des Brunnens, und der Fremde fing an, nachdem er dem Bischof das größte Stillschweigen auferlegt hatte, aus einem alten großen Buche halblaut zu lesen. Das dauerte lange. Darauf nahm er etwas wie ein graues Pulver, streute es in den Brunnen und rief dazu mit lauter Stimme:

„Geister im Brunnen,
Ich hab’ begunnen
Euch zu beschwören;
Mich sollt ihr hören!“

Dann las er wieder in dem großen Buche eine Weile, doch nicht so lange als das erstemal; warf

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Josef Seiler: Volkssagen und Legenden des Landes Paderborn. J. Luckhardt’sche Buchhandlung, Cassel 1848, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volkssagen_und_Legenden_des_Landes_Paderborn,_077.png&oldid=- (Version vom 11.5.2023)