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Der Bauer that wie ihm gesagt war, er begab sich zur gehörigen Zeit an die Stelle, und als er ein Rascheln merkte, stieß er darauf los. plötzlich erscholl ein feiner durchbringender Schrei; im Augenblick war er von den Unnereerschen umzingelt, von denen er eins mit seinem Spaten tödtlich verwundet hatte. Zwei von den Kleinen trugen den Verwundeten hinweg, die Uebrigen fielen über den unglücklichen Schatzgräber her, kletterten an ihm hinauf, hackten und kratzten ihm Nase und Augen aus, und bissen ihm die Ohren ab. Der Bauer rief die Formel, die er wußte „Alle guten Geister loben Gott den Herrn!“ Aber die Kleinen riefen. „Wir loben ihn wohl mehr, als du, du Mörder!“ – Da fuhr zum Glück ein Priester vorüber, der einem Sterbenden das Sakrament gereicht hatte. Dieser hörte den Hülferuf aus der Höhle und trat hinein, er hielt das Kruzifix in die Höhe und rief „Weichet Diesem!“ Da waren die Unnereerschen im Nu verschwunden. „Se gloovten wol an Gott“, setzte der Erzähler hinzu, „aber se harrn doch keen Christendom!“

Dem Bauer aber ward es nie wieder wohl in dieser Gegend: seine Felder wurden ihm zertreten und Gänse und Lämmer starben aus dem Felde. Daher verließ er das Dorf und siedelte sich in einer andern Heimath an.


Glocken im See.
1.

Eine Kapelle bei Neukirchen in der Wiedingharde – da wo es noch jetzt heißt „up de Kapell“ – wurde von Seeräubern geplündert, und selbst die Glocke mitgenommen. Ihr Fahrzeug lag bei Hornburg an einem Arme der Wiedau

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Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)