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Töchterlein geboren hatte, lag am andern Morgen ein Wechselbalg in der Wiege. Die Unnereerschen hatten das Kind geholt.

Anm. Ganz ähnlich wird in einem Bretagner Liede ein Wechselbalg zum Sprechen gezwungen. Die Jungfrau Maria spricht hier:

Wer kocht zum Schein in einem Ei
Für zehen Knecht’ der Meierei,
Zum Sprechen zwingt den Sohn der Fei.[WS 1]

Und als die Frau dieß thut, ruft der Wechselbalg:

Mutter, in einem Ei für zehn? –
Ich hab’ das Ei vor’m Huhn gesehn,
Die Eichel, eh’ der Baum mocht’ stehn;
Die Eichel und das Reis zumal,
Die Eich’ im Forste von Bregal,
Doch Solches sah’ ich noch niemal!

3.

Ein Bauer war so gewaltig auf das Schatzgraben versessen, daß er fast von nichts Anderem mehr dachte und redete. Ein Nachbar aber, mit dem er einmal im Kruge in Streit gerathen war und der dabei bedeutend den Kürzeren gezogen hatte, entdeckte zufällig eine Höhle der Unnereerschen und suchte sich durch diese an dem Schatzgräber zu rächen. „Höre“, sagte er ihm den andern Tag, „ich will dir nur sagen, daß ich längst die Stelle gewußt habe, wo ein Schatz verborgen liegt, aber ich habe nicht den Muth, ihn zu heben. Gehe du hin und hole ihn, so wollen wir ihn theilen.“ – Das nahm der Andre bereitwillig an. Da beschrieb ihm denn sein Nachbar genau die Stelle, nämlich da, wo die Höhle der Unnereerschen war, dort müsse er hinter dem Hügel mäuschenstille stehen bleiben, bis sich etwas rege: dann solle er mit seinem Spaten darauf losstoßen, denn das sey der Drache, der den Schatz hüte.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hei, nach Druckfehler berichtigt.
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_094.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2018)