Jonathan Swift übersetzt von Franz Kottenkamp: Verse auf Swift’s Tod | |
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Und selbst noch in den letzten Stunden
Durch Schluchzen mein Gefühl verwunden.
Ihr guten Herrn braucht nicht zu sorgen!
Zwar sterb’ ich ganz gewiß nicht morgen;
Doch mein Termin ist schon notirt.
Er naht, gleich wird der Geist entschweben –
Wie geht’s – Swift lebt nur noch so eben –
Man liest ihm ein Gebet zuletzt –
Die Kund’ ist gleich eh man geläutet
Schon in der ganzen Stadt verbreitet. –
Bereiten wir uns all zum Sterben!
Was hinterließ er? Wer wird erben? –
Verwandt wird Alles, was sich findet,
Allein zu öffentlichen Zwecken –
Man kann doch überall entdecken,
Wie bei ihm Grillen nur gediehn,
Da sieht man seinen Stolz und Geiz! –
Er gab ja alles fort bereits. –
Nicht eh’, als er gestorben war;
Hat er im ganzen Lande gar
Nicht arme Vettern? Nur geneigt
Zum Hochmuth, that er Fremden Gutes,
Und schämte sich des eignen Blutes.
Die Herrn Poeten sehn sich jetzt
Man bietet aus manch Leichencarmen
Die Zeitung schwillt von überwarmen
Jonathan Swift übersetzt von Franz Kottenkamp: Verse auf Swift’s Tod. Scheible, Rieger & Sattler, Stuttgart 1844, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verse_auf_Swift%E2%80%99s_Tod-Swift-1844.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)