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Und selbst noch in den letzten Stunden
Durch Schluchzen mein Gefühl verwunden.
     Ihr guten Herrn braucht nicht zu sorgen!
Zwar sterb’ ich ganz gewiß nicht morgen;

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Ihr habt zu schnell mich expedirt,

Doch mein Termin ist schon notirt.
     Er naht, gleich wird der Geist entschweben –
Wie geht’s – Swift lebt nur noch so eben –
Man liest ihm ein Gebet zuletzt –

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Er athmet kaum – todt ist er jetzt. –

     Die Kund’ ist gleich eh man geläutet
Schon in der ganzen Stadt verbreitet. –
Bereiten wir uns all zum Sterben!
Was hinterließ er? Wer wird erben? –

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Ich weiß nicht mehr, als was man kündet;

Verwandt wird Alles, was sich findet,
Allein zu öffentlichen Zwecken –
Man kann doch überall entdecken,
Wie bei ihm Grillen nur gediehn,

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Was that das Publikum für ihn?

Da sieht man seinen Stolz und Geiz! –
Er gab ja alles fort bereits. –
Nicht eh’, als er gestorben war;
Hat er im ganzen Lande gar

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Denn keinen würd’gen Freund vielleicht,

Nicht arme Vettern? Nur geneigt
Zum Hochmuth, that er Fremden Gutes,
Und schämte sich des eignen Blutes.
     Die Herrn Poeten sehn sich jetzt

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Mit Zeitungsschreibern aufgehetzt:

Man bietet aus manch Leichencarmen
Die Zeitung schwillt von überwarmen

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift übersetzt von Franz Kottenkamp: Verse auf Swift’s Tod. Scheible, Rieger & Sattler, Stuttgart 1844, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verse_auf_Swift%E2%80%99s_Tod-Swift-1844.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)