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Verse auf Swift’s Tod,
veranlaßt durch folgende Maxime Rochefoucault’s:

Dans l’adversité de nos meilleurs amis nous trouvons toujours quelque chose qui ne nous déplait pas.

Im Unglück unserer besten Freunde finden wir immer etwas, was uns nicht mißfällt.

Wohl glaub’ ich selbst, daß ich den Zoll
Bald der Natur entrichten soll;
Die nähern Freunde denken dann
Auch egoistisch wohl daran;

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Obgleich sie schwerlich Nutzen tragen

Von meinem Tod, dünkt mich, sie sagen:
Bald wird’s mit Swift vorbei wohl sein!
Der Arme! sichtlich fällt er ein.
Gewiß sein Schwindel bleibt im Kopf,

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Bis bald der Tod ihn packt beim Schopf.

Man merkt, wie sein Gedächtniß schwindet,
Er weiß nicht mehr, was er uns kündet,
Pflegt selbst den Freund auch zu vergessen,
Bei dem er jüngst zu Tisch gesessen.

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Wie er uns mit Geschichten quält,

Die er schon hundertmal erzählt!
Glaubt er, daß wir geduldig, traun
Die alten Witze noch verdaun?

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift übersetzt von Franz Kottenkamp: Verse auf Swift’s Tod. Scheible, Rieger & Sattler, Stuttgart 1844, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verse_auf_Swift%E2%80%99s_Tod-Swift-1844.djvu/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)