Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Verräter (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3)

die nur ungern und gezwungen gegen ihre deutschen Brüder kämpften. Sieben dieser Leute faßten den Entschluß, zu desertieren, da sie erfahren hatten, daß eine preußische Armee sechs Meilen östlich am Schwielochsee stehe. Bei einem Übungsritt nahmen sie die Gelegenheit wahr und flohen. Aber ihr Verhalten hatte schon vorher Verdacht erregt, und sie waren stets scharf beobachtet worden. Die Franzosen setzten sehr bald hinter ihnen her. Trotzdem wären die Westfalen wohl glücklich entkommen, wenn nicht ein Bauer namens Junow, der gerade vom Felde kam, den Verfolgern auf die Frage ob er nicht sieben Reitern begegnet sei, die Auskunft erteilt hätte, die Gesuchten seien eben dort drüben am Schwielochsee dabei, ihre Pferde zu tränken. So geschah es, daß die Deserteure, die ihre ermatteten Pferde an einer versteckten Bucht des Sees etwas verschnaufen lassen wollten, kurz vor der preußischen Vorpostenlinie überrumpelt wurden. Fünf der Flüchtlinge hatten leichtsinnigerweise das Sattelzeug gelockert und fielen daher den Verfolgern, wenn auch nach heftiger Gegenwehr, in die Hände. Die beiden anderen, ein Unteroffizier und ein Hornist, entkamen mit knapper Not. Die fünf gefangenen Deserteure wurden nach Kottbus zurückgebracht und dort vom Standgericht zum Tode verurteilt. Umsonst versuchte die Kottbuser Bürgerschaft alles mögliche, um eine Begnadigung für die Verurteilten zu erwirken; General Blancard, damals Höchstkommandierender in Kottbus, wies alle Bitten mit der Begründung zurück, daß ein Exempel statuiert werden müsse, da die Desertionen mit der Zeit überhandgenommen hätten. So wurden die fünf Westfalen denn am 3. Juli 1813 auf der Sielower Feldmark standrechtlich erschossen. Später hat die Stadt Kottbus auf den Gräbern ein würdiges Denkmal errichtet, das auf der Vorderseite die Namen der fünf Reiter trägt: Bremer, Kernicke, Menke, Mocke und Westphal. Auf der Rückseite ist die Inschrift angebracht: „Und schmücken euch auch keine Ruhmeshallen, für Deutschlands Freiheit seid auch ihr gefallen.“ Die Gräber und das Denkmal werden auf Kosten der Stadt sorgfältig instand gehalten.

Jener unglückliche Bauer aber, der, ohne zu ahnen, um

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Verräter (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Verr%C3%A4ter.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)