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Die Augen thät er heben,

Die Schäferin vor ihm stand,
Mit reichem Geschmeid’ umgeben,
Die blanke Kron’ in der Hand.

„Willkommen, du viel Schlimmer,

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In meines Vaters Haus!

Sprich! willst du ziehn noch immer
In’s grüne Thal hinaus?

So nimm doch zuvor die Krone,
Die du mir liessest zum Pfand!

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Mit Wucher ich dir lohne,

Sie herrscht nun über zwei Land’.“

Nicht länger blieben sie stehen
Das Eine vom Andern fern.
Was weiter nun geschehen,

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Das wüßtet ihr wohl gern?


Und wollt’ es ein Mädchen wissen,
Dem thät’ ich’s plötzlich kund,
Dürft’ ich sie umfahn und küssen
Auf den rosenrothen Mund.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)