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Da kam der Held im Streite,
Den Schäferstab in der Hand,
Das Lämmlein weiß zur Seite,
An rosenrothem Band.

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Der König sprach: „ich lohne

Dir nicht mit Spiel und Tand,
Ich gebe dir meine Krone
Aus der schönsten Königin Hand.“

Er sprach’s, und schlug zurücke

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Den Schleier der Königin.

Herr Goldmar mit keinem Blicke
Wollt’ sehen nach ihr hin.

„Keine Königin soll mich gewinnen
Und keiner Krone Stral,

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Ich trachte mit allen Sinnen

Nach der Schäferin im Thal.

Ich will zum Gruß ihr bieten
Das Lämmlein und den Stab.
So mög’ euch Gott behüten!

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Ich zieh’ in’s Thal hinab.


Da rief eine Stimme so helle,
Und ihm ward mit einem Mal,
Als sängen die Vögel am Quelle,
Als glänzten die Blumen im Thal.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)