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Der Vorsichtige.

Zwölf Uhr! ist der Ruf erschollen
Und mir sinkt das Glas vom Munde.
Soll ich jetzt nach Haus mich trollen
In der schlimmen Geisterstunde,

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In der Stunde der Patrollen?

Und daheim zum Zeitvertreibe
Noch den Zank von meinem Weibe!
Dann die Nachbarn, häm’sche Tadler! –
Nein! ich bleib’ im goldnen Adler,

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Sehe Jeder, wo er bleibe!


Der Schwankende.

Ei! was kann man nicht erleben!
Heute war doch Sommerhitze,
Und nun hat’s Glatteis gegeben;
Daß ich noch auf’s Pflaster sitze,

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Muß ich jeden Schritt erbeben;

Und die Häuser taumeln alle,
Wenn ich kaum an eines pralle.
Hüte sich in diesen Zeiten
Wer da wandelt, auszugleiten,

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Und wer steht, daß er nicht falle!
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)