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zuklatschen. Er besucht das Schauspiel nie, und die Oper nur höchst selten. Man will die starken Ausdünstungen der vielen Lichter und zahlreichen Zuschauer als die Ursache davon angeben, die seinem hohen Alter nicht zuträglich sind. – Er stammt aus der Familie von Erthal, und hat am kaiserlichen Hofe mehrere Jahre als mainzischer Gesandte gestanden, wo er sich eine große Welt- und Menschen-Kenntniß erworben hat, die ihm hier gut zu statten kommt. Er wurde bei der letzten Erledigung des erzbischöfflichen Stuhles von dem kaiserlichen Hofe dem hiesigen Domkapitel empfohlen, das auch kein Bedenken trug, ihn zu wählen. Daß dies ganz ohne Absicht von jener Seite geschehen sey, kann ich keineswegs glauben, denn wer nur einigermaßen einen Blick in das Staatsrecht geworfen hat, wird leicht einsehen, wie vortheilhaft die Freundschaft eines hiesigen Kurfürsten jedem deutschen Hofe seyn könne, und wie leicht der Sprung auf den kaiserlichen Thron ist, wenn man den Direktor der Wahl auf seiner Seite hat. Wirklich hat auch der Kurfürst unter Theresiens Regierung mit warmer Freundschaft am Kaiser-Hofe gehangen, ja sogar einige

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/89&oldid=- (Version vom 22.11.2023)