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Männer in den Händen hatten, um es in der Höhe zu halten. Hintenher giengen wieder 3 Männer von ähnlichem Schlag, die den obern Theil der Masse mit langen Stangen in der Richtung hielten, damit die Last nicht übersänke, und einige Umstehende zerschmetterte. Dieses Kreuztragen sollten sich die hiesigen Karcher nicht nehmen lassen. Zweitens hat man auch hier einen Anschlag verbotner Bücher, der jedem, welcher den Dom passiret, gleich auffällt. Das neueste Verbot betrifft die Kritik der Geschichte der kirchlichen Unfehlbarkeit. Jeder, der nur ein wenig Mutterwitz hat, kann eine kluge Censur bei itzigen Zeiten nicht verwerfen, denn wie viel unnützes Zeug wird in die Welt geschrieben? Wie oft erscheinen sogar Schriften, die der Religion und dem Staate sehr schädlich sind. Um diesem zuvorzukommen, müßten in einem wohleingerichteten Staate Censoren angestellet seyn; aber der Fürst sollte sehr viele Sorge tragen, daß die Censur helldenkenden und mit hinlänglichen Kenntnissen versehenen Männern übertragen würde. Was die hiesige angehet, so verfährt sie schon eines Theils zu strenge, und verfehlt die nöthige Beurtheilung. Daß man aber

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/83&oldid=- (Version vom 22.11.2023)