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Bannstrahle um sich werfen. Die Geschichte selbst verhält sich folgendermaßen: Der Becker war ein guter Freund von einem gewissen Vikar (nicht Domsänger) zu St. Stephan. Beide giengen in ein bekanntes Haus, wo sie sich oft bei einem guten Glas Wein lustig machten. Hier befand sich ein schönes Mädchen, das der Becker liebte. Als der Vikar auch eines Tages hier sein Wesen treiben wollte, (wenigstens schien es dem Becker so) ward dieser eifersüchtig, ergrif einen Stock, und gab dem Vikar derbe Schläge. Dieser trug sie auf seinem Rücken still nach Hause. Jener aber, nicht zufrieden mit dieser Rache, verklagte den Vikar noch obendrein. Man untersuchte die Sache und der Becker fiel in excomunicationem latae sententiae. Viele achteten zwar dieses nicht, und trösteten ihren Freund; allein es gab auch viele, die sich den Lasterhaften anzusehen scheuten. Besonders zeichnete sich ein Mönch aus, der, als er eben im Meßopfer begriffen war, und sich herumdrehen sollte, dominus vobiscum zu sagen, mit dem größten Eifer für die Religion Christi ausrief: excomunicatus adeat, und vom Altar lief. Es dauerte eine ziemliche Länge,

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/78&oldid=- (Version vom 22.11.2023)