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Weise Alles verachtet, was lobenswürdig, und alles gepriesen, was ungereimt, oder mit einem andern Worte, jesuitisch ist. Dieser unverschämte Kritikaster wagt sich oft an Gegenstände, wovon er gar keinen Begrif hat, und behandelt Männer, vor denen das gelehrte Deutschland den größten Respekt hat, wie Troßbuben. Ein Beispiel giebt die Rezension über des helldenkenden Schneiders Gedichte. Ich kann wohl leiden, wenn sich diese Art Leute mit Beschimpfungen verdienstvoller Männer beschäftigt, denn was schadet dieses einem ehrwürdigen Gelehrten? Aber daß sich diese Raçe in die Hausangelegenheiten von Privatmännern mischt, daß sie da den Saamen des Unheils streuet, das kann ich ihr nicht verzeihen. Ich kenne einen, der viel dadurch gelitten hat. Bei seinen Aeltern hatten auch die verdammten Grundsätze der Jesuiten Wurzel geschlagen; als er vom Hause weg und studieren sollte, mußte er bei einem Jesuiten logieren, welcher dann in allen richtigen Grundsätzen völlig unwissend war, und den ganzen Tag mit seiner dicken Aspasia entweder liebäugelte oder den Rosenkranz betete. Oefters stritt er mit ihm über Aufklärung u. dergl.

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/67&oldid=- (Version vom 22.11.2023)