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Entreprisen übersetzt, obschon die wenigsten Gelehrten ihre Werke hier drucken lassen. Ueberhaupt scheint Mainz die Schriftstellerei am ganzen Rheinstrome gleichsam gepachtet zu haben. Die Schreibsucht herrscht hier gleich einer ansteckenden Seuche. Hat Einer etwas geliefert, und der Andere höret es, geschwind setzt er seinen ganzen Autorwitz in Feuer, um bald auch etwas zum Druck befördern zu können. Ich wüßte dir Beispiele zu erzählen, wo junge Leute nur blos das Autorhandwerk trieben, um in Gesellschaften sich in Geruch großer Verdienste zu setzen. Daß also unter den hiesigen Schriftstellern viele kleine Geister seyn müssen, magst du leicht hieraus beurtheilen. Ich mußte bisweilen herzlich lachen, wenn ich in die Gesellschaft eines oder des andern solcher Eingebildeten eintrat, die von nichts anderm zu reden wußten, als von ihren glücklichen Versuchen in dem Fache der schönen Wissenschaften. Ich suchte dann immer am offnen Fenster mir Luft zu machen.

Um so verehrungswürdiger sind mir aber die hiesigen Gelehrten, die in ihren Arbeiten klassisch geworden sind. Ein Dalberg, ein Forster, ein

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/33&oldid=- (Version vom 23.11.2023)