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auch hier in der Auswahl der Originale selbst, welche vorgelegt werden, wenig Geschmack. Der Zögling erhält keine Erläuterung darüber, und sieht schwerlich eine von tausend Schönheiten ein, die oft in dem Stücke mögen zu finden seyn. Ich habe auch die traurige Bemerkung gemacht, daß der Schüler, sobald der Meister den Rücken gewendet, zum Fenster läuft und den Entwurf der Stücke nachzeichnet. Dadurch erhält er nie ein ordentliches Augenmaas, und gewöhnt sich an diesen Gebrauch so, daß er im reifern Alter kaum mehr davon wird abzubringen seyn. Fenster oder Zirkel müssen ihm das ersetzen, was seinem Augenmaase abgeht. Diesem allen könnte man mit weniger Mühe zuvorkommen, wenn der Meister mehrere Sorge und Achtsamkeit auf seine Schüler verwendete.

Vor einigen Tagen besuchte ich die sogenannte Akademie der Musik im Konzertsaale des Kurfürstlichen Pallastes. Ich fand nicht, was ich suchte. Die Hofkapelle in den benachbarten Städten Koblenz und Bonn lassen die hiesige ziemlich weit zurück. Ueberhaupt findet man dort einen reinern und gleichern Strich. Das hiesige Orchester gehört auch zu

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/31&oldid=- (Version vom 23.11.2023)