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Sprache von seinen nördlichen und nordöstlichen Nachbarn aus, wiewohl diese sehr verschieden ist. Die letzte Klasse der hiesigen Einwohner bis weit über die Mittelklasse hat einen abscheulichen Aczent, der dem Ohre jedes Fremden unerträglich ist. Desto besser spricht man aber in der ersten Klasse.

Die Sitten des hiesigen Janhagels sind so verderbt nicht, als in den benachbarten Städten Koblenz und Cölln. Doch bieten sie dem philosophischen Zuschauer reichen Stoff zu Betrachtungen dar.

Was die schönen Künste betrifft, so hat der itzige Kurfürst, der große Kenner, Liebling und Gönner der Kunst, eine besondere Zeichenschule für junge Leute errichtet. Der Vorsteher davon wird von ihm ansehnlich salarirt, und muß seine Lehrstunden den Lehrlingen umsonst geben. Wie wohlthätig dieses Institut ist und welchen großen Einfluß es auf die Erziehung der Jugend hat, brauch’ ich dir nicht erst zu erklären; es fällt jedem Patrioten von selbst in die Augen. Ich besuchte einigemal diese Akademie, ward aber in Betracht ihrer innern Einrichtung nicht befriediget. Ich bin dir hierüber einige Aufklärung schuldig. Strenge Aufsicht ist das erste

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/29&oldid=- (Version vom 23.11.2023)