Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/18

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mann in seinem Karakter. Dieser entsprach seinen Gedichten nicht, die er zum Lobe des Frauenzimmers gemacht hat. Gleichzeitige Schriftsteller erzählen Beispiele, wo er in Gegenwart einer Dame kein Wort hervorbringen konnte. Sein angenehmstes Vergnügen war, wenn er mit schönen Winzerinnen herumziehen und Weinlieder ihnen singen konnte. Dieser Genie- und Dichter-Zug hat sich noch bis auf die itzigen Zeiten erhalten. Sein Grabmal ragt an einer Mauer im Domkreuzgange. Ich war sehr lüstern darnach, fand aber nicht, was ich erwartet hatte. Das alte gleichzeitige Denkmal ist dahin; ob aus Vernachlässigung oder Unglück, dies kann ich nicht entscheiden. Man hat itzt daselbst ein neues im Jahr 1783. errichtet, das ein ungeschickter Steinhauer nach dem Ideale des alten aus rothen Steinen verfertiget hat.

Wer kennt Walpoden, den Hanseebundstifter, nicht? Er war ein Mainzer, und sein Andenken muß noch jedem deutschen Patrioten verehrungswürdig seyn.

Unbegreiflich ist es mir, warum unter der Menge Mainzer Gelehrten sich wenige mit dem Studium

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/18&oldid=- (Version vom 25.7.2023)