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für die Armen, wie ein wahrer Vater, nimmt die Allmosen für sie ein und theilt sie verhältnißmäßig aus. Er giebt sich alle Mühe auszuspähen, welche keine Allmosen verdienen, welchen mehrere oder geringere gereichet werden müssen u. s. w. Von der Einnahme und Ausgabe legt er im Intelligenzblatt strenge Rechnung ab, damit nicht der geringste Verdacht einer übeln Administration auf ihn kommen kann. Kurz: Rulffs ist einer der größten Wohlthäter von Mainz.

Hier zu Lande muß auch jeder Bürger Rechenschaft geben, womit er sich beschäftiget und seinen Unterhalt gewinnt. Auf diese Art werden viele krummen Erwerbungswege abgeschnitten, z. B. das Bettlen, Gold machen, Schatzgraben, Spielen u. s. w. Spieler giebt es zwar hier noch eine ziemliche Anzahl; die Spiele werden aber doch von ihnen nicht so hoch getrieben, denn die Spieler selbst sind meistens arme und schlechte Leute; da sie aber doch manchen jungen Menschen verführen, der einmal gereizt, die Sache mehr probiret, und durch allerlei Schleichwege Geld zu bekommen sucht, so sollte man auch diese wegzuschaffen bemühet seyn.

Das hiesige Zuchthaus ist für große Müssiggänger, hartnäckige Bettler, unverbesserliche Ausschweifer und Bösewichter bestimmt. Auch kann der Vater seinen Sohn hier züchtigen lassen. Erhält aber der Vater die Erlaubniß, sein Kind an diesen Ort

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/169&oldid=- (Version vom 22.11.2023)