Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/153

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Siebenzehnter Brief.

Seit meinem letztern Schreiben, lieber Freund! hatte ich das Glück, mehrere schöne Gebäude der Stadt zu durchwandern. Heute besah ich die Residenz des Fürsten an der nördlichen Seite. Sie erregt von aussen kein günstiges Urtheil. Man sollte sie eher für ein Ritterschloß aus den vorigen Zeiten, als für den Wohnsitz des ersten Prälaten von Deutschland halten. Wirklich schreibt sich auch ihre Entstehung aus dem 15ten Jahrhundert her. Dieter von Isenburg, einer der merkwürdigsten Mainzer Kurfürsten, hat sie erbauet. Ich rede hier nur von einem Theile derselben, der sogenannten Martinsburg; die übrigen zwei wurden nachher erst aufgeführt. So wenig versprechend aber die äussere Ansicht ist, um so frappanter war es mir, da ich mich auf einmal gleichsam in einen Göttersitz versetzt sah. Die neuere Einrichtung dieses Gebäudes enthält Alles, was man von Kunst und seinem Geschmack sagen kann. Die Zimmer sind prächtig meublirt, und

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/153&oldid=- (Version vom 22.11.2023)