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ausgenommen, das bei aller seiner Mittelmäßigkeit auf den meisten Bühnen Deutschlandes mit rasendem Beifall aufgenommen ward. Die Ursache jenes Satzes mag wohl darinnen liegen, daß es uns bei Vorstellung eines Ritterspieles an Täuschung mangelt, und wo diese vermißt wird, da läßt es sich schwerlich hinein denken. Die Schauspieler können uns auch nicht so leicht bei aller ihrer Kunst auf mehrere Jahrhunderte zurück setzen. Auf einige Augenblicke kann man sich wohl täuschen lassen, wenn man einen Otto mit dem wortbrüchigen Kaiser, und einen Fiesko in der Versammlung der Verschwornen reden hört, oder einen Albrecht, wenn er vom Turniere ausgeschlossen wird, die Lanze zerbrechen sieht. Doch plötzlich durchläuft man das alte Kostum, sieht dort einen Ritter ohne Armschienen zum Turnier oder in die Schlacht gehen, oder man hört gar einen Helm von Pappendeckel auf den Boden fallen, und plötzlich ist alle Täuschung dahin. Ueberhaupt verhält es sich damit, wie mit den Geistern auf dem Theater; denn ich muß allzeit lächeln, wenn solch ein Wesen mit Fleisch und Blut angestiegen kommt. Beim Lesen, sagt der Verfasser der dramaturgischen

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/142&oldid=- (Version vom 22.11.2023)