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gemacht. Unter die schönsten Anlagen dieses Waldes gehört ohne Vergleich die des Grafen von Walderdorf. Man sieht in Allem, daß dieser Mann sehr viel Geschmack hat. Er ist Patriot, Menschenfreund, Kenner und Verehrer der Künste und Wissenschaften im ganzen Umfange des Worts. In seiner Anlage, die er mit jedem Tage mehr und mehr zu verschönern sucht, steht jedem Menschen der Eingang offen. Der Philosoph, den er darinn aufstellen ließ, ist meisterhaft gearbeitet, nur Schade, daß man ihn im Anstriche verdorben hat. Er steht sinnig auf seinen Stock gestützt vor einem Altar, auf dem die Worte zu lesen sind: denk, was du willst, rath, wem du kannst. – Ohnweit dieser schönen Gegend liegt auch der Turnierplatz, wo der Adel nicht selten lächerliche Spiele treibt. Die Ritter schiessen, stechen und hauen da zu Pferde, und die Damen in einer Karosse nach aufgesteckten papiernen Köpfen. Die Laien versammeln sich daselbst zahlreich, und sind mancherlei Beleidigungen der Herren Ritter ausgesetzt. Mann sollte fast glauben, das Poltern ihrer Ahnen aus dem 14., 15. und 16ten Jahrhunderte habe sich in nicht geringem

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/137&oldid=- (Version vom 22.11.2023)