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spricht, darf man nicht glauben, denn solche Ausfälle rühren sehr oft von dem gemeinsten Pöbel her, der nichts dabei zu verlieren hat, wenn ein großer Theil seiner Mitbürger die Obrigkeit hasset, sondern vielmehr sich Nutzen zu verschaffen weiß, wenn er unter den Unterthanen Unruhen angezettelt hat. – Der Fürst scheint die innern Kräfte des Landes, welches er beherrscht, nicht genug zu kennen. Der Werth und die Menge der Produkte des Bodens, die Benutzung, Verarbeitung derselben, und die Hinwegräumung schädlicher Hindernisse werden mehr theoretisch untersucht, als praktisch besorget. Uebrigens wird der Bürger nicht übertrieben, wie ein unvernünftiger und hartherziger Fuhrmann sein braves Pferd im Geschirr todt fährt.

Der Bauer wird in hiesigen Landen gar nicht geachtet, ob man gleich einsehen muß, daß er die erste Stütze des Staats sey. Die Steuer- und Landtaxen wären noch erträglich, und der Landmann hätte nicht so sehr deswegen darüber zu klagen, allein unter diesen giebt es sehr viele arme Leute, und der hiesige Weinbauer muß am meisten leiden. Sein ganzer Nahrungszweig hängt zuviel von dem

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/127&oldid=- (Version vom 22.11.2023)