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daß er Freiheit im Denken überall, sowohl bei dem Gelehrten, als dem Volke herrschend werden ließ, denn er war mit den Folgen einer freien Denkungsart durch Erfahrung bekannt gemacht worden. Er wußte, welchen wohlthätigen Einfluß dieselbe auf den Staat überhaupt hat. Diesem Beispiel seines erhabenen Vorgängers folgt zwar auch eines Theils der itzige Erzbischof, doch mußte er die Grundsätze aus politischen Gründen, vielleicht wider Willen und Ueberzeugung, ein wenig mildern und die allgemein herrschende freie Denkungsart in ihrem Laufe hemmen. Die Einschränkung geht so weit, daß in jedem öffentlichen Hause ein Zettel angeschlagen ist, auf welchem alle Gespräche über Regierung sehr ernsthaft verboten werden. Doch hört man da und dort noch sehr frei davon sprechen und urtheilen.

Man kann nicht sagen, daß der hiesige Bürger im eigentlichen Verstand des Worts gedrückt werde, vielmehr muß man behaupten, daß der Landesherr die Abgaben so viel möglich zu erleichtern und den Bürgerstand erträglich zu machen sucht. Freilich hat der Bürger bisweilen Recht, wenn er in Klagen ausbricht, allein Allem, was über diesen Punkt

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/126&oldid=- (Version vom 22.11.2023)