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gekommen. Man führte sie über die Brücke und verbot ihnen die Stadt. Sie giengen aber über Kostheim nach Weissenau, wo sie eben diesen Verdienst suchten.

Dieser Ort ist eine halbe Stunde von hier entlegen, und mancher Mainzer macht sich den Sommer durch daselbst ein Vergnügen. Er ist aber das Verderben vieler jungen Leute, die hier ihre Thatkraft aufopfern. Sowohl in dem Orte selbst, als in dem angenehmen Spatziergange von Weissenau nach Mainz trift man Dirnen und Jünglinge an, welche nach Wohllust haschen. Besonders ist dieser Weg in Frühlings-Abenden sehr gefährlich. Manche Aeltern lassen ihren Kindern den freien Zug, das schöne Wetter zu geniessen; wüßten sie aber, wie sehr sie betrogen würden, und wie sehr ihre Söhne und Töchter ihre Hofnung täuschten, sie würden mehr Sorge dafür tragen, daß sie in einer honetten Gesellschaft einherwandelten, oder sie würden sich selbst die Mühe nehmen, mit ihnen einen Spatziergang zu machen, und ihnen Kenntnisse von der Natur und ihren Geschöpfen beibringen. Diesem Uebel wäre nun leicht zu steuern, wenn man den

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/124&oldid=- (Version vom 22.11.2023)