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anlegte. Dieses einem geistlichen Fürsten zumuthen, ist zwar ein gewagter Gedanke, allein betrachtet man die Folgen auf beiden Seiten, so werden die Uebel, die aus den heimlichen Ausschweifungen entstehen, jene eines privilegirten Bordells weit überwiegen. Werden die Mädchen von einer dazu angeordneten Polizei regelmäßig visitiret, so wird dadurch den Krankheiten, die gemeiniglich bei Gassenhuren aufgefangen werden, abgeholfen. Auch leistet ein Bordell noch den Vortheil, daß die Ausschweifungen nicht so bekannt werden, da im Gegentheile auf öffentlichen Plätzen viel Aufsehen erregt, und große Aergerniß gegeben wird. Betrachtet man andere Bordelle Deutschlandes, z. B. in preußischen Landen, so wird man finden, daß durch solche Einrichtungen den allzugroßen Ausschweifungen vielmehr vorgebeugt als nachgeholfen wird; da nemlich die Sache öffentlich und unter den Augen der Polizei geschieht, so haben diese Ausschweifungen nicht das Gepräge der viehischen Wildheit und Abscheulichkeit, welches die Wohllust an den Orten, wo man sie in’s Dunkle verscheucht, auszuzeichnen pflegt. Besser wäre es freilich, wenn man die Gelegenheit, solche

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/122&oldid=- (Version vom 22.11.2023)