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um den Trieb der Wohllust zu stillen. Wer nicht Geld genug im Beutel hat, geht den Straßen nach, wo sich die Gassenmenscher aufhalten, welche sich vor 3 Batzen jedem überlassen. Man darf nur Abends einen Spatziergang auf die große Bleiche machen, so findet man hievon Beispiele genug. Oft trift man unter diesen noch schöne und gesunde Mädchen an, die meistens Dienstmägde sind, und sich nur aus der Absicht Preis geben, um etliche Batzen zu erhaschen. Man sieht aber auch Dirnen an diesen Orten spatzieren gehen, von welchen der Fremde sich viel verspricht, die sich aber nur von ihrem Verdienste einen großen Putz anschaffen; streichet man mit dem Rock an ihren Kleidern vorbei, so glauben sie schon, es wäre auf sie gemeint gewesen. – – Im Sommer sind die Ausschweifungen dieser Art noch häufiger als im Winter, dann vor den Thoren bietet sich jedem die schönste Gelegenheit an, sich abzukühlen. Alle Straßen liegen voll Venuspriesterinnen, die nur auf einen Wink passen, um aufwarten zu können.

Diese Ausschweifungen zu verhüthen wäre das beste Mittel, wenn man ein privilegirtes Bordell

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/121&oldid=- (Version vom 22.11.2023)