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der Miliz des Landes beitragen müssen. Uebrigens hat das Werben noch diese schlimme Seite, daß die Desertion nicht so leicht zu verhindern ist. Der Eingebohrne hat noch immer Furcht, daß ihm seine Güter eingezogen werden, und er ohne Strafe nie wieder in sein Vaterland zurückkehren darf. Aus diesen Gründen kann ich die Maxime des Werbens in solchen Staaten nicht billigen, und ich glaube schwerlich, daß sie auch je an dem hiesigen Hofe eingeführet wird. Lasse man die Fürsten der geistlichen Länder immer unter Eingebohrnen rekrutiren, das Land kommt selten oder nie in Gefahr dadurch entvölkert zu werden. Der Fürst wird in itzigen Zeiten keine Kriege mehr anfangen und so haben diese Martis-Söhne auch keine Gefahr, ihr Leben zu verlieren. Müssen sie auch zuweilen einen Reichskrieg mitmachen, so geschieht dieß vielleicht in zwei Menschenaltern einmal.

Von der Taktik der hiesigen Soldaten weiß ich dir wenig zu sagen, weil man sie itzt selten mehr zusammen paradieren sieht. Vor mehrern Jahren soll man hierinnen sehr strenge gewesen seyn. Was ihren Muth betrift, so hat Gleim Tirtäus ihn in seinen

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/112&oldid=- (Version vom 22.11.2023)