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Mein Röslein wandelt sich in eine Lilie, –

1120
Sag’ an, mein Lieb, hast du den Tod geschaut,

Der unsichtbar erscheinet, uns zu trennen?

Zuleima.
Der Tod, der trennet nicht, der Tod vereinigt,
Das Leben ist’s, was uns gewaltsam trennt.
Hörst du, Almansor, was die Glocken murmeln?

1125
Sie murmeln dumpf

     (verhüllt sich.)
Sie murmeln dumpf Zuleima wird vermählt heut
Mit einem Mann’, der nicht Almansor heißt.

     (Pause.)

Almansor.
So hast du mir in’s Herz hineingezischt
Dein schlimmstes Gift, du Schlangenköniginn!
Von diesem Gifthauch welken rings die Blumen,

1130
Des Springborns Wasser wandelt sich in Blut,

Und todt fällt aus der Luft herab der Vogel.
So hast du mich hineingesungen, Falsche,
In jene Folterkammer, die du Kirch’ nennst,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)