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Ist’s gar der todte, irrende Almansor,
Der in der Nacht gespenstisch mich umschleicht?

Almansor.
Es ist kein Traum, der täuschend dich umgaukelt,
Es ist kein Unhold, der dich will verlocken,

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Auch ist’s kein todter, irrender Almansor –

Es ist Almansor selbst, der Sohn Abdullahs.
Er ist zurückgekehrt, und trägt noch immer
Lebend’ge Liebe im lebend’gen Herzen.

     (Zuleima tritt, mit einem Lichte, auf den Balkon.)

Zuleima.
Sey mir gegrüßt, Almansor ben Abdullah,

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Sey mir gegrüßt im Reiche der Lebend’gen!

Denn längst kam uns die trübe Mähr: todt sey
Almansor, – und Zuleimas Augen wurden
Zwey unversiegbar stille Thränenquellen.

Almansor.
O süße Lichter, holde Veilchenaugen,

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So seyd Ihr mir noch immer treu geblieben,

Als meiner schon vergaß Zuleimas Seele!

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)