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Und großgesäugt und mütterlich gepflegt.
Doch als ich wieder zu mir nahm in’s Schloß

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Den Schmerzensohn, ergriff, bey seinem Anblick,

Mich jedesmahl auf’s neu der alte Schmerz,
Ob seiner todten Mutter. Dieses merkte
Mein kluger Freund, und einst sprach er zu mir:
Was dünkt dir, Aly, wenn wir unsre Kinder

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Schon jetzt als Braut und Bräutigam verlobten,

Um unsre Freundschaft fester noch zu gründen?
Lautweinend fiel ich in des Freundes Arm,
Und in derselben Stunde ward beschlossen:
Daß ich des Freundes Tochter zu mir nehmen,

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Und unter Ammenleitung, hier im Schlosse,

Selbst auferziehen sollt’, damit ich selbst
Dem eignen Sohn ein wackres Weib erziehe,
Und daß mein Sohn erzogen werden sollte
Von meinem Freund’, damit er selber bilde

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Den künft’gen Eh’mann seiner einz’gen Tochter.

Und dies geschah.

D. Enrique.
Und dies geschah. Ich brenne vor Begier –

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)