auff. Wenn nun die Theile des Menschen auffhören, vereinigt zu seyn, das ist, wenn der Mensch stirbt, so geht die Seele zu GOtt, der sie gegeben hat. Der Leib wird zur Erde. Der Geist aber geht nach des Leibes Verwesung in das geistliche Meer, woraus er geflossen ist, zurücke. Mit welcher Impression nun die Seele von den Menschen ausfähret, mit solcher ist ohne Zweiffel sein Vehiculum, der Astral-Geist, imprægnirt, und daher entstehen nach der Separation gute oder böse Operationes. Wir finden in obiger Relation von verschiedenen Vampyren, daß sie bey ihren Lebzeiten schon gesagt, daß sie nach ihrem Tode Menschen-Sauger werden würden, und was ist vor ein Zweiffel, daß sie auch beym letzten Augenblick ihres Lebens eben diese schädliche Gedancken werden gehabt haben, und daß diese Begebenheiten die Effecta davon seyn, welche um so viel eher von iedweden vor possible gehalten werden, wenn er weiß, daß das Geblüthe nicht anders als ein Geist sey. Daß aber ein Geist könne ausgesaugt werden, ist nichts unerhörtes, indem schon Hiob durch GOttes Zulassung von denen Antipathetischen Geistern, so ihm doch an das Leben nicht kommen durfften, also geplagt und erschreckt wurde, daß er c. VI. 4. klaget: Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, derselben Grimm säufft aus meinen Geist und die Schrecknisse Gottes sind auff mich gerichtet.“ Schöne Raritäten. Schöne Spielwercke!
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Leipzig 1734, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)