Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 202.jpg

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beygewohnet haben; Ob nun wohl der Saame desselben gantz kalt gewesen, sey sie doch davon schwanger worden, auch zur gesetzten Zeit mit einem Knäbgen niedergekommen, das aber kein eintziges Glied gehabt, sondern wie ein pures Stück Fleisch nach dreyen Tagen als eine Wurst sich zusammen geruntzelt und (vermuthlich) gestorben. Wir haben hierbey solche Umstände zu erwegen, die alle sattsam zu erkennen geben, es sey die gantze Erzehlung ein Mährgen. Denn es ist ungereimt, zu glauben, 1.) daß ein verstorbener und begrabener Mann wiederkommen u. einem Weibe ehelich beywohnen solte; 2.) daß ein kalter Saame fruchtbar seyn solte und 3.) daß ein pures Stück Fleisch ein wahres Kind seyn solte.

Daß Geister in Menschen-Gestalt mit Leuten von beyderley Geschlechte Unzucht getrieben, davon hat man viele Erzehlungen,[1] sie sind aber alle so beschaffen, daß man nicht Ursache hat, auff deren Glaubwürdigkeit viel Staat zu machen. Der Teuffel kan ja wohl die Einbildung wollüstiger Leute bißweilen so bethören, daß, wenn sie im Schlaffe liegen, es ihnen nicht anders deuchtet, als ob sie Fleisches-Lust ausübten; aber daß der Teuffel würcklich fleischliche Wollust treiben solte, ist wider desselben Natur und Eigenschafften. Denn wie hierzu wahrhafftiges Fleisch und Blut erfodert wird, der Teuffel aber, wenn


  1. Ein sonderbahr Exempel davon erzehlet der Europäische Niemand Part. XI. p. 957. sqq.