Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 199.jpg

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angesehene Rothe im Magen vielleicht nichts anders als roth-tingirtes Wasser gewesen, das sich von den vielen Feuchtigkeiten des vegetanten Cörpers gesammlet; aber daß der mit Blut angelauffene Fleck, auf der Brust einer gewissen Weibes-Person, ein Kennzeichen des, an diesem Orte geschehenen, Blut-Saugens und Würgens eines Vampyrs seyn solte, ist ein nichtiges Vorurtheil. Denn es kan gar leichte seyn, daß das Weib eine gewisse Brust-Beschwerung oder innerliche Læsion des Leibes an diesem Orte gehabt, so ihr grosse Schmertzen und nach dem Tode einen Flecken daselbst gemacht. Weil nun die Leute ihre Gedancken mit lauter Vampyrs angefüllt, so hat sie dieses in ihrer vorgefaßten Meinung bestärckt.

Uberhaupt beweiset die gantze Besichtigung, die mit den ausgegrabenen Cörpern vorgenommen worden, nichts anders, als daß die Cörper derer Verstorbenen zuweilen auf einige Zeit frisch und unverweset bleiben können; Aber daß daraus zu schliessen wäre, sie hätten die Leute gewürget und getödtet, ihnen das Blut abgezapffet und aus grossem Blut-Durst denen Menschen Tag und Nacht keine Ruhe gelassen, ist falsch. Es ist eine Sache, die bloß in der superstitiösen Leute Einbildung besteht und sich auf das Vorurtheil von denen Vampyrs gründet, welches die Leute so eingenommen, daß sie davor weder sehen noch hören können.

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