Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 198.jpg

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des Leibes und Gesichts sich wieder ausgekläret; iedoch hat sichs nachgehends befunden, daß es keine wahre Fettigkeit, sondern nur eine so genannte Dunst, und ein status præternaturalis gewesen. Also ist es auch mit dieser todten Frau beschaffen. Ihr Leib ist in der balsamischen Erde gleichsam zu einem Schwamme worden, der von denen vielen Feuchtigkeiten, die er an sich genommen, so aufgeschwollen, daß er gantz fett, frisch und starck ausgesehen, an sich selbst aber ist es eben der Leib gewesen, der in die Erde geleget worden.

Man hat weiter als etwas sonderliches zu betrachten, daß gesagt wird, es habe die ietzt gedachte Frau sich dadurch zu einem Vampyr gemacht, daß sie von solchen Schaafen gegessen, die durch einige Vampyrs umgebracht worden. Was von diesem Umbringen des Viehs zu halten sey, haben wir oben schon angezeigt. Es klingt dieses recht ungereimt, weil nicht zu vermuthen steht, daß ein gescheiter Mensch, ohne durch den äussersten Hunger angetrieben, von einem todten und verreckten Schaafe essen werde; und wer hat es denn den Leuten gesagt, daß das Schaaff von einem Vampyr umgebracht worden, indem ja Niemand etwas davon mit leiblichen Augen gesehen haben will?

Daß sich in dem Magen flüßiges Geblüthe gefunden, ist so sehr eben nicht zu verwundern, wenn man bedencket, daß Blut und Wasser sich mit einander vermischt, und daß das vor Blut