Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 196.jpg

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ihrer natürlichen Vegetantz vor andern viel zur Erhaltung des verstorbenen Cörpers in der Erde beytrage. Hierzu kömmt, daß es meistens junge Weiber und Sechswöchnerinnen gewesen, deren Tod durch keine auszehrende Kranckheit, sondern durch allerhand weibliche Zufälle, die etwas gewaltsames in sich haben, verursachet worden. Hieher gehören die Suffocationes uterinæ, die bey einem Weibe wunderliche Würckungen nach sich ziehen. Wäre nun die Vegetantz derer verstorbenen Cörper etwas übernatürliches, so würde ja dieselbe ohne Unterschied des Alters an den verstorbenen Cörpern wahrgenommen werden. Daß aber ein gewisses Weib vor ihrem Tode gesagt, sie habe sich mit dem Blute eines Vampyrs gestrichen, und daher ein Vampyr werden müssen, scheinet offenbahr demjenigen zu widersprechen, was von dem Paole gedacht wird, daß er sich durch das Blut eines Vampyrs von seiner Plage curirt habe. Alleine dieses so wohl als jenes ist aus Aberglauben geschehen, und dieser Aberglaube hat in denen Gemüthern der Leute eine so feste Impression gemacht, daß solche auch im Tode nicht auffgehöret. Immittelst hätte dieses Blut-Bestreichen geschehen mögen oder nicht, so würde die Vegetantz des Cörpers erfolgt seyn, wenn anders diejenigen Ursachen, die solche effectuirt, verhanden gewesen. Denn wir hören dergleichen sonst von keinem ausgegrabenen Cörper, ob wohl die meisten frisch und voller Blut gewesen.

Merckwürdig ist, daß von einem gewissen