Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 194.jpg

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Blut-Saugen der Vampyrs in der Einbildung bestehe. Denn es erzehlet ja der obgedachte Heyducke ausdrücklich, es sey die Schwieger-Tochter um Mitternacht mit einem entsetzlichen Geschrey, Furcht und Zittern in dem Schlaff auffgefahren und sodenn geklaget, sie sey von dem gedachten jungen Heyducken gewürget worden. Ist ihr nun dieses im Schlaff wiederfahren und sie dabey voller Furcht und Zittern gewesen, so kan es leichtlich vor einen ängstlichen Traum und eine bethörte Phantasie gehalten werden. Es hat dieses junge Weib mit dem jungen Heyducken vielleicht bey dessen Leben einen unzuläßigen Umgang gepflogen. Weil sie nun nach seinem Tode immer an ihn gedacht, und dabey die Vampyrs täglich im Kopffe gehabt, auch wegen dessen, was geschehen, allerhand Gewissens-Bisse empfunden, so hat ihre Einbildung gar leichte so erhitzt und mit so fürchterlichen Bildern angefüllet werden können, daß sie davon ängstliche Träume und allerhand Erscheinungen bekommen, zumahl da des verstorbenen Millove Cörper zugleich auch nach denen Principiis Magiæ Naturalis in dieselbe auff eine sympathetische Weise gewürcket, indem er ohnfehlbar mit unruhigem Gewissen und hefftigem Verlangen nach seiner Geliebten gestorben ist.

So viel haben wir bey der Acten-mäßigen Relation in Ansehen der Verhörung zu erinnern gehabt. Nun müssen wir auch etwas von der angestellten Besichtigung gedencken. Diese