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und Einbildung das Leben verkürtzt, indem sie dadurch die Circulationem sanguinis verhindert, und sich durch das vermeinte Plagen des Vampyrs zu Tode geängstiget, oder sich wenigstens dadurch allerhand gefährliche Symptomata zugezogen, die ihren Tod befördert.

Das merckwürdigste bey diesem Casu ist, daß der gedachte Paole so viel Blut von sich gegeben, da man ihn 40. Tage nach seiner Beerdigung ausgegraben. Denn es bezeugen die Leute, die solches gesehen, ausdrücklich, daß ihm das frische Blut zu denen Augen und Nasen, Mund und Ohren heraus geflossen, und das Hembde, Ubertuch und Sarg gantz blutig gewesen, ingleichen da man ihm einen Pfahl durch das Hertze geschlagen, er häuffiges Blut von sich gelassen. Daß sich in verstorbenen Cörpern frisches Blut finden könne, haben wir Diss. II. §. XXXIII. sqq. erwiesen, aber daß sich so vieles Geblüthe bey einem eintzigen Cörper finden solte, ist etwas gantz ungewöhnliches. Alleine es ist hierbey zu erinnern, daß 1.) die Leute die Sache unfehlbar exaggeriret, weil sie in den Gedancken gestanden, es sey dieses das Blut, das der Vampyr denen Leuten ausgesauget; und 2.) daß die Leute in ihrer Bestürtzung vielleicht Wasser vor Blut angesehen. Denn es ist bekannt, daß manche verblichene Cörper, die von einem phlegmatischen Temperamente sind und viele humores bey sich haben, Wasser von sich geben; Da nun der Cörper dieses Paole sich