übel halten, wenn wir glauben, es habe das Weib[1] den abergläubischen Pöbel vielleicht mit Fleiß auff die Gedancken gebracht, als ob der verstorbene Plogojowitz im Grabe kaue und schmatze, und folglich ein so genannter Vampyr sey. Dieses haben sich nachgehends die furchtsamen Leute dergestalt in Sinn geprägt, daß sie es aus solchem nicht wieder haben heraus bringen können, sonderlich da sie gesehen, daß verschiedene Leute eines plötzlichen Todes gestorben.
Wir kommen nunmehro auff das wichtigste Stück unserer Abhandelung, welches von der magischen Würckung der Toden in die Lebendigen handelt. Je wichtiger aber dessen Inhalt ist, ie schwerer ist auch dessen Abhandelung. Alleine wir leben der guten Hoffnung, es werde der geneigte Leser mit uns zufrieden seyn, wenn wir ihm nur die Existentz der Sache darzuthun suchen. Denn sie gehört zu den Geheimnissen der Natur, die Niemand genungsam ausforschen wird, wenn er sich auch gleich die gantze Zeit seines Lebens darauff leget. Was wir aber hier zu sagen haben, gründet sich auff die Hypothesin, nach welcher wir der gantzen Natur einen mutuellen Einfluß in sich selbsten
- ↑ nachdem sie ihren Mann durch ein Gifft-Süppgen auf die Seite geschafft, und dadurch in ihrem Gewissen sehr beunruhiget worden.
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Leipzig 1734, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)