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Herr D. Friedrich Hoffmann will es nicht gäntzlich leugnen, wenn er in seinen Dissertationibus Physico Medicis[1] ausdrücklich von der Pest schreibet, sie entstehe aus der Fäulniß der menschlichen Cörper, und werde durch die Furcht erhalten und fortgepflantzet. Am allerweitläufftigsten hat hiervon Jo. Samuel Carl[2] gehandelt. Denn so offte, seiner Meinung nach, wie wir oben in der ersten Dissertation angeführt, die menschliche Seele von einem aus der höhern Engel-Welt fliessenden Principio geschreckt und mit einer durchdringenden Magie angegriffen wird, so lasse sie ihre Mixtion aus Furcht und Schrecken aus den Händen fallen und lasse der innern Fäulniß den Lauff.[3] Ob wir nun gleich Bedencken tragen, diese Hypothesin anzunehmen, so unterstehen wir uns doch nicht zu leugnen, daß die Pest allerdings eine so schreckliche Sache sey, daß zu solcher Zeit die gantze Natur des Menschen in ihren Gliedern schon den Tod mit sich führet, ob sie ihn gleich noch nicht empfindet. Wir sehen zu dieser Zeit Vater und Mutter, Nachbar und Schwager innerhalb sehr kurtzer Zeit den Geist aufgeben; Durch solchen geschwinden Tod werden der Hinterlassenen Gemüther so beweget und mit so viel Bildern eingenommen, daß sie ihrer selbst nicht


  1. Tom. I. Diss VII. de peste.
  2. in Libro vom Pest-Engel.
  3. Siehe Deutsche Act. Erud. T. VII. P. 74. p. 110.