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Würckung in die Lebendigen, welche wir zwar schon einer magischen Einbildung zugeschrieben, aber nicht genungsam erwiesen haben. Alleine damit wir in gehöriger Ordnung gehen, wollen wir erst darthun, daß es allerdings solche Kranckheiten gebe, die in der Einbildung bestehen, und den Tod nach sich ziehen, hernach wollen wir zeigen, wie die Leute, die an solchen Kranckheiten sterben, bisweilen auf eine magische Weise in die Lebendigen würcken können.


§. 49.

Die Kräffte der Einbildung, die wir oben beschrieben, haben viele dergestalt erhoben, daß sie mit Avicenna de Animal. sect. 4. c. 4. geglaubt, „es könne dadurch ein Mensch, der zu Pferde sitzet, eine ziemliche Weite davon herunter geworffen, ingleichen Ungewitter und Erdbeben erweckt, und in den Wolcken ein solches Knallen, als wenn es donnerte und blitzte, gemacht werden.“[1] Ob wir nun gleich diesen Träumen keinen Beyfall geben, können wir doch nicht leugnen, daß nicht die Kräffte der Einbildung vielmahls so groß seyn solten, daß sie eine Kranckheit, ja den Tod selbst nach sich ziehen. Es verdienet daher Jos. Scaliger angeführt


  1. Imaginationis viribus hominem equo insidentem, quamvis distantem, dejici posse, tempestates moveri & terræ motus, in nubibus similes bombardarum strepitus excitari tonitruis & fulminibus.Siehe CASPAR. a REJES in Camp. Elys. qu. 50. n. 21. p. 632.