Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 152.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dieses einmahl in die Mäuler der alten Weiber gekommen, ist täglich etwas hinzugesetzt, und endlich dieses vor eine ausgemachte Sache gehalten worden: Wenn die Todten in den Gräbern kauen und schmatzen, so ziehet es ein Sterben nach sich. Man wundere sich demnach nicht, daß uns so viele Mährgen von kauenden und schmatzenden Todten zu Ohren gekommen. Denn so offte sich nachgehends solche Umstände, wie wir oben beschrieben, an denen Sterbenden ereignet, hat man den verstorbenen Cörper, der solches verursachet haben soll, ausgegraben, und was man an demselben ausserordentliches wahrgenommen, zu einem Wunderzeichen gemacht. Und auf solche Art glauben wir, daß daher alles dasjenige, was unsere Eltern von den kauenden und schmatzenden Todten erzehlet, seinen Ursprung genommen habe.


§. 48.

Gleich wie aber allezeit an solchen Fabeln und Geschichten wenigstens etwas wahr ist, also ist es auch mit dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern beschaffen. Wir haben zwar in der erstern Dissertation vieles davon verworffen und widerlegt, aber wir halten doch nicht dafür, daß alles zu verwerffen sey. Denn es sind uns noch zwey Umstände, die durch Exempel und Gründe sattsam bestätigt werden können, übrig geblieben. Einen haben wir nur ietzo betrachtet, den andern aber haben wir noch unter Händen und bestehet in derjenigen schädlichen