untersuchen, befinden wir, daß sie nichts anders sind als die Kräffte der würckenden Cörper, welche nach etwas ihnen ähnliches streben. Nil aliud esse credimus, quam ipsas corporumoperantium potentias, quæ ad sibi analogon tendunt. Wenn diese einmahl in Bewegung gekommen sind, hören sie nicht eher auff zu würcken, biß sie entweder das, wornach sie streben, erlangt haben, oder in ihrer Würckung gestöhret worden sind. Es hat dieses Jo. Westphalus[1] in allen sympathetischen und magischen Kranckheiten sehr wohl angemercket. Denn da einem iedweden Cörper von Natur eine Empfindung des angenehmen und unangenehmen eingepflantzt ist, so kan eines ieden andern Cörpers magische Würckung, die durch die Effluvia und Ausdünstungen geschicht, gar leichte empfunden und recipirt werden. Wir werden daher eben in denen sympathetischen Kranckheiten so viele wunderbahre Würckungen gewahr, weil unsere Cörper von Natur geneigt sind, dasjenige zu recipiren, was bey der magischen Würckung intendirt wird. Wenn demnach eine mit Haß angefüllte Hexe die Schärffe ihrer Augen auff ein Kind richtet, mit dieser festen Intention, es zu bezaubern, so wird das Kind so gleich behext, welches wir insgemein ein Beschreyen nennen.[2] Gleichwie es aber in der Natur
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Leipzig 1734, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)