Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 114.jpg

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des Menschen nicht anders denn successive und Stuffen-weise geschaffen, und zwar in solcher Ordnung, daß erstlich der Leib aus gewissen erdenen Theilgen, die mit andern Theilgen der Lufft, des Feuers und Wassers vermischt gewesen, gebildet und solchem so denn unmittelbahr die Seele eingeblasen worden. Da nun der Leib schon vor der Existentz der Seelen geschaffen worden, so hat derselbe an und vor sich betrachtet, nicht anders denn lebend seyn können. Denn der unsterbliche GOTT hat unmöglich etwas todtes schaffen können, daher auch die erste Materie, daraus so viele lebendige Geschöpffe gebildet werden solten, allerdings auch lebend, frisch und wachsend hat seyn müssen. Da nun der menschliche Leib aus eben dieser, und keiner andern Materie, die etwan todt gewesen, geschaffen worden, hat er allerdings auch lebend und wachsend (vivens ac vegetum) seyn müssen. Wer will daher zweifeln, daß nicht des ersten Menschens Leib, sein gehöriges Fleisch und Adern, Blut und Feuchtigkeiten und was zu einem wahren menschlichen Leibe erfodert wird, gehabt haben solte, ob ihm gleich noch die Seele, als der andere wesentliche Theil eines Menschen gemangelt? Wenn dieses nicht gewesen wäre, würde der Leib kein wahrer Leib, sondern vielleicht nur eine Saltz-Säule oder steinerne Statue gewesen seyn, welches zu sagen höchst ungereimt ist.